Auf den Spuren des legendären Schauspielers: seine Liebe zum Handwerk, sein zeitloser Stil und seine Art, das Leben zu genießen.
Einige Jahre vor dem 50. Jahrestag der Premiere von Harper Lees Filmadaption von Wer die Nachtigall stört trat Oliver Peoples an Anthony Peck heran – mit der Idee, die unverkennbaren Brillengestelle neu zu interpretieren, die sein Vater Gregory Peck als Atticus Finch im Film trug. „Ich kannte die Geschichte von Oliver Peoples nicht, verstand aber intuitiv, dass sie auf Retro-Looks setzen“, berichtet Anthony, während er an den Moment zurückdenkt, aus dem ein Brillenmodell mit Sehstärke entstand, das nach seinem Vater benannt wurde. Es war so erfolgreich, dass bald darauf eine Sonnenbrille folgte, die ebenfalls seinen Namen trug. Nun, 8 Jahre später, wird das beliebte Gestell von Oliver Peoples um vier neue Farben erweitert, je zwei für Sonnen- und zwei für Brillen mit Sehstärke. Hinzu kommt bei beiden die Größe 50 mm, die ebenfalls in den klassischen Farben erhältlich ist. Der Zeitpunkt für die erneuerte Kollektion könnte besser nicht sein, denn die Themen von Wer die Nachtigall stört und das Erbe von Peck selbst sind so aktuell wie noch nie.
Gregory Peck in Washed Jade – darunter Pecks Armbanduhr und Fliege, die er bei der Oscar-Verleihung 1963 trug.
Gregory Peck hält seinen Oscar als bester Hauptdarsteller für Wer die Nachtigall stört, während er mit Sophia Loren fotografiert wird, 1963. Foto von Bettmann via Getty Images.
An einem Punkt der Geschichte, an dem die globale Gesellschaft die Chance hat, über die wichtigen Dinge im Leben nachzudenken, erscheint es sehr sinnvoll, sich von einer so unverkennbaren Persönlichkeit wie Gregory Peck und seiner Lebenseinstellung inspirieren zu lassen. Dies gilt umso mehr, als Peck nicht nur aufgrund seiner zahlreichen filmischen Darstellungen von überlebensgroßen Charakteren zur Ikone wurde, sondern auch dank seiner eigenen Charakterzüge fernab von Filmsets. Auf die Frage, was genau seinen Vater zu einem Idol machte, antwortet Anthony: „Greg stand zu sich selbst, bis zum Ende. Er ließ sich nicht von Trends verführen, weder in der Mode, noch im Leben. Er war ein guter Vater, ein guter Ehemann und ein guter Bürger.“ Bemerkenswert ist, dass er nicht auf die unzähligen Schauspielerfolge seines Vaters – darunter der Oscar für die Rolle als Atticus Finch – hinweist, wenn er die Gründe dafür nennt, dass dieser auch nach all diesen Jahren noch als Legende gilt. Je mehr man jedoch über Gregory Peck erfährt, desto mehr macht dies Sinn.
Gregory Peck wurde 1916 in La Jolla, Kalifornien, geboren und wuchs bei seiner Großmutter auf, die ihn jede Woche zu Stummfilm-Vorstellungen mitnahm. Dadurch wurden bereits früh die Weichen gestellt und die Geschichte nahm spätestens in seiner Zeit an der UC-Berkeley ihren Lauf.
Von der Bühne angezogen brach Peck 1939 dort das Vorstudium der Medizin ab und zog nach New York City – mit 160 Dollar in der Tasche und einer gehörigen Portion Selbstvertrauen. Groß, unverschämt gutaussehend und äußerst charmant wie er war, ging seine Rechnung auf. Nach ersten Erfahrungen in der Theaterschule The Neighborhood Playhouse, am Broadway und im Schauspielstudium bei Michael Checkov wurde er rasch zu einem gut gebuchten Schauspieler im Hollywood der 1940er. In den 1950er Jahren war er bereits ein gefeierter Star mit drei Oscar-Nominierungen und einem Golden Globe für Die Wildnis ruft. Als erfolgreicher Darsteller in damaligen Western-, Kriegs- und weit verstreuten Abenteuerfilmen war Peck dafür bekannt, sehr authentische Rollen zu verkörpern und dadurch die Filme qualitativ aufzuwerten. Mehrmals arbeitete er mit Alfred Hitchcock, Ingrid Bergman und Ava Gardner zusammen und schloss lebenslange Freundschaft mit Kollegen wie Cary Grant, Frank Sinatra, Fred Astaire und Clark Gable. 1952 hatte Peck Gelegenheit, sich von einer anderen Seite zu präsentieren. Im Klassiker Ein Herz und eine Krone von William Wyler spielte er an der Seite von Audrey Hepburn, die für ihr Spielfilmdebüt mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.
„Greg blieb sich bis zuletzt treu. Er ließ sich nicht von Trends verführen, weder in der Mode, noch im Leben. Er war ein guter Vater, ein guter Ehemann und ein guter Bürger.“
– Erik van Ginkel
Anthony verrät: „Mein Vater hatte einen außergewöhnlichen Sinn für Humor. Er war witzig und respektlos, aber nie auf Kosten der anderen.“ Die Vorstellung, dass Peck immer ernst und schwermütig war, ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt, wofür er besonders bekannt ist. Dennoch genügt es, sich Ein Herz und eine Krone anzusehen, um zu erkennen, wie leichtfüßig und jovial er sein konnte. Als sein Status als Hauptdarsteller zementiert war, konnte er sich die Projekte aussuchen, für die er sich wirklich interessierte. Dies stellt Anthony zufolge einen Eckpfeiler in der Persönlichkeit seines Vaters dar. „Er musste immer das tun, woran er glaubte, er arbeitete nie des Geldes wegen, sondern immer aus Liebe zum Handwerk.“ Tatsächlich zeigt sich Pecks Liebe zu seinem Handwerk auch in Ein Herz und eine Krone – insbesondere in seinem komödiantischen Timing, aber nicht nur in der Arbeit, sondern auch anhand seines Kleidungsstils und dessen, worauf er im Leben Wert legte. Anthony erinnert sich, , dass „er in allem ein Handwerk sah und mir hohe Wertschätzung des Handwerks in allen Bereichen vermittelte. Er nahm mich oft mit, damit ich Sandy Koufax beim Werfen zuschauen und so die Technik erlernen konnte.“
Das Handwerk brachte Gregory Pack an die vorderste Front seiner Schauspielergeneration und etablierte ihn als einzigartige Persönlichkeit mit hoher Glaubwürdigkeit. Ein großer Pitcher wie Sandy Koufax und ein Geiger wie Isaac Stern, den Peck sehr bewunderte, interessierten ihn gleichermaßen. So ist es einleuchtend, dass Anthony sich an folgende Worte seines Vaters erinnert: „Ich habe die Rede im Gerichtssaal gut 500 Mal geprobt, damit ich sie so unterschiedlich vortragen konnte, wie ich wollte und sie dennoch richtig herausbrächte“. In der Theorie würde dies das Streben nach Perfektion implizieren, in der Praxis geht es hingegen um Anpassungsfähigkeit. Pitcher, Geiger, Schauspieler – alle Großen sind gut vorbereitet und diese Vorbereitung führt zu tollen Auftritten. Diese ungebrochene Faszination für Handwerk und Technik wird auch von Oliver Peoples geteilt und untermauert den Prozess, mit dem Gestelle entworfen und angefertigt werden.
Gregory Peck in Washed Lapis + Carbon Grey und Bordeaux Bark + Cobalto.
Obwohl Gregory Peck starb, bevor Oliver Peoples das Gestell entwickelte, das seinen Namen trägt, kann sich Anthony vorstellen, dass sein Vater die Brille „bestimmt getragen und die hohe Handwerkskunst bewundert“ hätte. Und er ergänzt: „... Acetat ist so ein interessantes Material, ich bin begeistert, dass es aus natürlicher Quelle stammt und dass ich fast genau die Brille tragen kann, die mein Vater trug.“ Interessanterweise war Gregory Peck selbst in der Zeit seiner größten Bekanntheit eine klassische Persönlichkeit, „professoral und vertrauenswürdig“. Er bevorzugte Anzüge von Savile Row aus einem Laden namens Huntsman, der dafür bekannt ist, britische Landherren und Banker einzukleiden, statt der zeitgenössischen Schneider und jugendlichen Stile, die viele seiner Kollegen ausprobierten. „Sein Stil wurde stark von den Briten beeinflusst, raffiniert, aber nicht bieder, und er spiegelte nach außen wider, wer er im Inneren war“, antwortete Anthony auf die Frage nach der spezifischen Kleidungswahl seines Vaters. „Er setzte auf dezente Eleganz im Alltag, die sich durch seine Brillen und Anzüge zog und seine Charakterzüge unterstrich. Er war kein Wäscheständer, er war einfach ein elegant gekleideter Mann“, fuhr Anthony fort.
„Er war zu Hause und hinter verschlossenen Türen der Gleiche wie in der Öffentlichkeit. Er sorgte sich nicht um etwaige Konsequenzen dafür, dass er das Richtige tat.“
– Erik van Ginkel
Bei all dem ist es leicht zu verstehen, warum die Autorin von Wer die Nachtigall stört, Harper Lee, mit folgender Aussage über Peck zitiert wird: „Atticus Finch gab ihm die Möglichkeit, sich selbst zu spielen.“ Dem stimmt auch Anthony zu: „Er war zu Hause und hinter verschlossenen Türen der Gleiche wie in der Öffentlichkeit. Er sorgte sich nicht um etwaige Konsequenzen dafür, dass er das Richtige tat.“ Das ist leicht gesagt, aber ständig auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, einen so ausgeprägten Sinn für Moral und das nötige Rückgrat dafür zu besitzen, das ist unglaublich selten, vor allem bei privilegierten Personen der Öffentlichkeit. Und dennoch: Betrachtet man sein Leben insgesamt, so verdient Gregory Peck die Bewunderung, die ihm von so vielen entgegengebracht wird, allenfalls.
Politisch progressiv eingestellt, engagierte er sich bei Antikriegsprotesten, der Bürgerrechtsbewegung, kämpfte für Arbeitnehmerrechte und wurde 1967 zu Recht von der Academy of Motion Picture Arts & Sciences mit dem Jean Hersholt Humanitarian Award und 1969 mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet. Über seine Darstellung des Atticus Finch sagt Peck selbst: „Ich habe alles, was ich hatte, hineingesteckt – all meine Gefühle und alles, was ich in den 46 Jahren meiner Existenz über das Familienleben und Väter und Kinder gelernt hatte. Und meine Gefühle über Rassengerechtigkeit und Ungleichheit und Chancen.“ In Anlehnung an diese Aussage bekennt Anthony: „Es gibt keine Entscheidung, die ich im Leben treffe, bei der ich mich nicht frage, was er getan hätte.“
Gregory Peck in Canary Wood Gradient mit Manschettenknöpfen von Gregory und Anthony Peck. Gregory und Anthony trugen jeweils die des anderen.
Mit diesen vornehmen Idealen und Eigenschaften im Hinterkopf bietet Oliver Peoples die Linie Gregory Peck Seh- und Sonnenbrillen als Hommage an die Figur des Atticus Finch, aber auch als Tor zur Persönlichkeit einer wahren Ikone an. Da mit Auszeichnungen immer willkürlicher umgegangen wird, ist es möglicherweise angebracht, darüber nachzudenken, was jemanden zu einer Ikone macht. Filmstars laufen besonders Gefahr, nur auf den Zeitraum reduziert zu werden, in dem sie die meisten Kinokassenerfolge einfahren konnten. Für viele bedeutet dies folglich, einfach aufzutauchen, wenn die betreffende Epoche in Mode ist, und abzutauchen, wenn sie wieder „out“ ist.
Peck hingegen bleibt immer wichtig, da sein Stil und seine Persönlichkeit die Ära, mit der er am meisten assoziiert wird, überdauern. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes zeitlos. Einmal mehr gibt sein Sohn Anthony einen Einblick in das Erfolgsrezept seines Vaters: „Er behielt kindliches Staunen und gesunde Neugier sein ganzes Leben lang bei. Er hörte nie auf, zu lernen und zu wachsen, während er authentisch und sich selbst treu blieb.“ Überzeugung kommt nie aus der Mode, deshalb ist Wer die Nachtigall stört noch heute von Bedeutung. Wir können immer noch von Atticus Finch und dem Mann lernen, der die Figur im Film so durchdringend verkörpert hat.
Gregory Peck als Atticus Finch und Brock Peters als Tom Robinson in Wer die Nachtigall stört, 1962. Foto: Silver Screen Collection/Getty Images.
Nicht nur Gregory Pecks Stil, sondern auch die damit verbundenen Werte und Lebensweise sind erstrebenswert. Dies ist die eigentliche Definition von Stil und Substanz. Wenn man Pecks Schauspiel betrachtet, erkennt man sehr deutlich, dass jede Entscheidung bewusst getroffen wurde – ganz im Sinne der Performance. Auch auf die Kostümierung trifft dies zu, wie Anthony erzählte: „Ich erinnere mich, dass die Kostümbildner vorbeikamen und Vorschläge machten. Alles war gut durchdacht.“ Dank der Kombination aus einer eindrucksvollen Methode und Kostümierung spielte Gregory Peck seine Rollen in vollen Zügen und erweckte sie zum Leben in einer Art und Weise, wie es nur die großen Schauspieler können. Atticus Finch war nicht nur Pecks bekannteste Charakterdarstellung, sondern auch seine Lieblingsrolle. Es ist ein glücklicher Zufall, dass die Brillengestelle, die er im Film trug, zu einem eigenständigen Symbol wurden und eine neue Generation modisch bereichern.
Brillen können schnell als herausragendes Merkmal eines Outfits fungieren oder das Aussehen eines Menschen verändern. Können sie jedoch unsere Sicht auf die Welt nicht nur buchstäblich verändern, sondern auch im übertragenen Sinne? Was wäre, wenn es beim Tragen eines Gregory-Peck-Gestells nicht nur darum ginge, ein wenig von seinem zeitlosen Stil „auszuborgen“, sondern auch darum, kurz innezuhalten und über seinen persönlichen Charakter nachzudenken? Wir alle können unser Selbstvertrauen stärken, indem wir Brillen tragen, die uns scharfsinniger, aufgerichteter machen und uns etwas mehr von der Je-ne-sais-Quoi-Attitüde verleihen, die Ikonen besitzen. Aber wie wäre es mit Modellen, die uns dazu inspirieren, kritisch zu denken, dankbar zu handeln und unser Gemeinschaftsgefühl zu stärken? Unserer Einschätzung nach wäre das eine unglaubliche Gelegenheit, das Andenken Gregory Pecks in Ehren zu halten, sein Vermächtnis fortzuführen und dabei gut auszusehen.
Gregory Peck Sun in Washed Lapis + Carbon Grey und Gregory Peck-Brille mit Sehstärke in Washed Jade.
FOTOS: Getty Images
TEXT: Andrew Maness